Bewegung belebt

Über die erstaunlich vielseitigen, positiven Auswirkungen regelmässiger körperlicher Aktivität.

 

Wenn ich an einem dunklen Wintermorgen merke, dass ich Mühe habe, aus dem warmen Bett und in die «Gänge» zu kommen, hilft mir eine kurze, intensive Bewegungseinheit auf meinem Cross-Trainer. Spätestens nach der folgenden Dusche fühle ich mich völlig wach, neu belebt, leistungsfähig. Wenn ich an einem Sommerabend von einem langen Praxistag müde und erschöpft bin und trotzdem noch einen Spaziergang entlang dem nahegelegenen Fluss mache, mit meiner Frau zu einer kurzen Ausfahrt mit dem Tandem aufbreche oder im See schwimmen gehe, dann fühle ich, wie die Last des Tages schwindet; ich komme wieder zu mir selber, fühle mich neu belebt.

Manche behaupten, Sport sei Mord. Ich erlebe ihn als wohltuend. Entspringt dies bloss subjektiver Wahrnehmung, oder ist mehr daran? Leben Langläufer wirklich länger – oder sehen sie bloss älter aus? Oder – noch schlimmer – sterben sie bloss gesünder?

Ein Blick in die Medizingeschichte

In der Geschichte der Medizin wurde schon früh die Bedeutung von körperlicher Akti­vität für die Gesundheit beschrieben. Erste Berichte stammen aus der Zeit um 2500 v. Chr. Im alten China wurden gezielt körperliche Bewegungsübungen zur Förderung der Gesundheit eingesetzt. Die wohl bekanntesten Ärzte der Antike, Hippokrates (460–370 v. Chr.) und Galen (129–210 n. Chr.), haben beide aufgrund der gesundheitlichen Vorteile körperliche Aktivität sowohl vorbeugend empfohlen als auch therapeutisch verschrieben. Im 19. Jahrhundert behauptete der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche: «Wer sich stets zu viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung», und Ellen White, eine amerikanische Gesundheitsreformerin, ergänzte: «Es sterben mehr Menschen aus Mangel an körperlicher Bewegung als an Überanstrengung. Bewegungsmangel ist die Ursache vieler Krankheiten.» Die moderne wissenschaftliche Medizin hat ihre Wurzeln ebenfalls im 19. Jahrhundert. Es dauerte allerdings bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, bis eine erste Studie auf einen entgegengesetzten Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem Auftreten von Krankheiten hingewiesen hat. Der Vergleich zweier Berufsgruppen zeigte, dass die körperlich aktiven Schaffner der berühmten (roten) Londoner Busse deutlich weniger Herzinfarkte erlitten als ihre körperlich weniger aktiven Chauffeure. Ähnliche Untersuchungen, z. B. der Vergleich zwischen Schalterbeamten der Post und Briefträgern, bestätigten diesen Zusammenhang. Was weiss man heute? Wirkt Bewegung, und wenn ja, wie? Wie viel benötigt man? Gibt es auch ein Zuviel?

Dr. med. Ruedi Brodbeck, Facharzt Allgemeine Innere Medizin FMH, Psychosomatische und Psychosoziale Medizin SAPPM

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